„Ich habe auch spontan dem Verein meine Hilfe zugesagt, da ich den Kindern und Jugendlichen in der heutigen Zeit etwas zurückgeben möchte.“
Bernward Tegelmann prüft mit einem Blick, ob der Fahrer gerade startbereit ist. Foto: Landesseifenkistenverband NRW
Bernward Tegelmann engagiert sich seit über 20 Jahre im Seifenkistenverein Jugendclub Mettinger Seifenkistenderby. Bekannt ist er bei den Fahrer:innen als Verantwortlicher für den Rennstart – nicht nur bei den Rennen in Mettingen. Er ist am 06.03.1959 in Mettingen geboren und aufgewachsen. Mit seinem Geburtsort ist er weiterhin fest verwurzelt und Mettingen ist für ihn der Lebensmittelpunkt. Aktuell genießt er das Leben als Rentner und engagiert sich gerne für Kinder und Jugendliche im Verein. Anlässlich des Tages zum Ehrenamt haben wir ihn für euch näher vorgestellt.
Wie lange bist du schon im Verein?
Im Jahr 2002 bin ich Mitglied des Jugendclub Mettinger Seifenkistenderby geworden und bin nun seit 22 Jahren für den Verein tätig.
Bist du selbst Seifenkiste gefahren und was war dein größter Erfolg?
Mit elf Jahren, im Jahr 1970, hatte ich das Alter erreicht, mit dem ich Seifenkiste in Mettingen fahren durfte. Ich hatte das große Glück und belegte beim heimatlichen Rennen sofort den zweiten Platz und hatte mich damit für die Teilnahme an der Bundesmeisterschaft in Duisburg qualifiziert.
Zu der Zeit war die Adam Opel AG Schirmherr des Seifenkistensports in Deutschland und organisierte die jährlichen Bundesmeisterschaften auf der Uhlenhorst-Rennstrecke in Duisburg. Das Teilnehmerfeld bestand aus 140 Fahrern aus ganz Deutschland. Mein Glück verließ mich nicht, ich belegte dort den 13. Platz und wurde zu einer dreiwöchigen Ferienreise durch Deutschlands schönsten Gebiete eingeladen.
Was ich zu der Zeit durch den Seifenkistensport erleben durfte, bleibt für mich unvergesslich und für immer in guter Erinnerung.
Wie bist du zum Seifenkistensport gekommen?
Meinen ersten Kontakt zum Seifenkistensport hatte ich, wie oben erzählt mit elf Jahren.
Als ich dann im Jahr 2002 gefragt wurde, ob ich mich im Jugendclub Mettinger Seifenkisten Derby e. V. aktiv engagieren möchte, habe ich mich sofort wieder an die schönen Erlebnisse als Elfjähriger durch den Seifenkistensport erinnert.
Ich habe auch spontan dem Verein meine Hilfe zugesagt, da ich den Kindern und Jugendlichen in der heutigen Zeit etwas zurückgeben möchte. Für mich ist klar, dass ich das, welches ich als Kind im Seifenkistensport erleben durfte, nur konnte, weil sich Leute in Mettingen und auch in Duisburg dafür ehrenamtlich engagiert haben, um uns Kindern die Teilnahme am Heimrennen, an der Bundesmeisterschaft und an der dreiwöchigen Ferienreise zu ermöglichen. Von daher spreche ich an all denen meinen Dank aus.
Bekannt bei den Fahrerinnen und Fahrern bist du als der Mann, der am Start das Signal zum Start gibt. Gibt es etwas, dass Dir an dieser Aufgabe besonders gefällt?
Ich denke, dass ich als Starter bei den Rennen sehr eng und nah mit den Fahrerinnen und Fahrern zu tun habe. Daher glaube ich, dass ich die Möglichkeit habe im Umgang mit ihnen einen positiven Einfluss zu nehmen, in dem ich Ruhe ausstrahle, mit Ihnen im Blickkontakt stehe, oder auch ein paar beruhigende Worte mit ihnen wechsle. Diese Nähe zu den Fahrerinnen und Fahrern empfinde ich als etwas Besonderes und bereitet mir viel Freude.
Wie lange bist du schon für den Start in Mettingen verantwortlich?
Seit 2002, also nun schon 22 Jahre.
Welche Unterschiede merkst du bei den Vorbereitungen der Fahrerinnen und Fahrer? Gibt es da unterschiedliche Typen?
Natürlich gibt es da unterschiedliche Typen. Es liegt glaube ich in der Natur des Menschen, dass wir nicht alle gleich sind. Einige sind sehr nervös, andere wiederum erscheinen nach außen ganz cool. Manche nehmen es mit der Aufstellung auf der Startrampe sehr genau, andere wiederum sind da oberflächiger.
Stören Dich eigentlich übereifrige Betreuerinnen und Betreuer, die die Kinder oder die Seifenkisten auf der Rampe bis zur letzten Perfektion vorbereiten?
Nein überhaupt nicht. Im Gegenteil ich finde es sogar gut, wenn die Betreuerinnen, Betreuer oder Eltern die Fahrer unterstützen. Ihnen das Gefühl gegeben wird, wir sind bei dir, wir fiebern mit dir und wir möchten dir helfen, dass das kleinste noch zu verbessernde Detail dir zu einer guten Zeit verhilft. Sollte der Rennablauf, oder der andere Fahrer auf der Startrampe dadurch gestört werden, greife ich natürlich ein.
Welche Veränderung fällt dir als erstes ein, wenn Du den Sport mit deinem Einstiegsjahr und heute vergleichst?
Als ich in meiner Kindheit Seifenkiste gefahren bin, gab es nur ein Heimrennen auf das wir uns das ganze Jahr gefreut haben. Wir haben dem Renntag förmlich entgegengefiebert. Es wurde nach dem K. O.-System gefahren: Der, der gewonnen hatte, kam weiter. Für die besten Verlierer bestand noch die Möglichkeit über den Hoffnungslauf weiter am Rennen teilzunehmen. Für die Zuschauer waren diese Rennen sehr interessant, da sie zeitnah einen sehr guten Überblick über den Stand der Rennergebnisse hatten. Wir als Fahrer erhielten natürlich auch Unterstützung von Freunden, Geschwistern und Eltern, waren aber auch sehr auf uns allein gestellt.
Heute werden im laufenden Jahr mehrerer Rennen gefahren, um z. B. die NRW-Meisterschaft auszufahren. Um es gerechter zu gestalten, werden bei den Deutschen Meisterschaften Vorläufe durchgeführt und nach der Summe der gefahrenen Zeiten werden die besten Fahrer für die Teilnahme an den Endläufen ermittelt. Dieses ist für den Zuschauer, der die gefahrenen Zeiten nicht genau verfolgt, schwerer nachzuvollziehen wie die einzelnen Platzierungen sind.
Ich möchte damit zusammenfassend zum Ausdruck bringen, dass der zeitliche Aufwand für die Familien heute bei Weitem höher ist. Ich glaube, dass viele Eltern nicht mehr bereit sind, diesen hohen Zeitaufwand für den Seifenkistensport zu leisten und somit die Teilnehmerzahlen bei den Rennen und die Anzahl der Vereine in Deutschland immer weiter schrumpfen. Die Zuschauer, die vorbeikommen und sich Seifenkistenrennen anschauen, konnten früher das Renngeschehen und den Stand der Platzierungen einfacher verfolgen und somit war das Rennen für sie interessanter.
An welchem Moment im Seifenkistensport erinnerst Du dich besonders gerne zurück?
Besondere Momente im Seifenkistensport habe ich sehr viele erlebt, wofür ich sehr dankbar bin. Ein ganz besonderer Moment war für mich das erste Rennen nach vielen Jahren wieder in Duisburg. Die Duisburger hatten den Jugendclub Mettinger Seifenkisten Derby e. V. um Unterstützung gebeten. Wir haben die Zeitmessung, die Startrampe und auch Personal zur Verfügung gestellt. Ich war als Starter für den Start verantwortlich. Vor Beginn der Wertungsläufe wurde ein Probelauf durchgeführt. Ein Vater einer Juniorfahrerin kam zu mir und erzählte, dass seine kleine Tochter beim Start von der Startrampe in Bergkamen einen kleinen Rennunfall hatte. Er schilderte mir, dass seine Tochter dadurch bedingt in Duisburg nicht mehr fahren möchte. Seine Bedenken waren, dass sie nie wieder Seifenkiste fahren wird. Er bat mich mit seiner Tochter zu sprechen, um sie vielleicht dazu zu bringen, dass sie wieder an den Start geht.
Ich habe dann mit dem kleinen Mädchen gesprochen und beruhigend auf sie eingeredet, Ihr erklärt wie ich mit ihr starten möchte. Ich habe sie mit ihrer Seifenkiste von Hand von der Startrampe ablaufen lassen und nach ca. 10 m wieder gestoppt. Dieses habe ich mit ihr dann mehrmals wiederholt und ich merkte, dass sie mir Vertrauen entgegenbrachte. Danach wollte sie dann fahren, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie alleine die Rennstrecke runterfahren kann. Auch das habe ich ihr zugesichert. Sie hat dann das Rennen in Duisburg in vollem Umfang mitgefahren und war wieder voller Freude. Der Vater hat sich zum Ende des Rennens bei mir für die Unterstützung bedankt und war sehr glücklich darüber, dass seine Tochter alles so gut mitgemacht hat und sie wieder dabei ist.
Dieser Tag in Duisburg war für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Es hat mich persönlich sehr gefreut, einem verunsicherten und ängstlichen Mädchen wieder für das Seifenkistenrennen zu begeistern.
ist Du in den letzten Jahren selbst Seifenkiste gefahren oder könntest Du dir das vorstellen?
Ja, vor einigen Jahren hat es bei mir in den Fingern gekribbelt.
Ich habe mich in eine XL-Kiste gesetzt und bin dann, wie 1970 als Kind, die Schwarze Straße heruntergefahren. Es war ein tolles Gefühl. Dabei ist es dann aber geblieben.
Welche Aufgaben übernimmst Du außerdem im Verein?
Ich bin im Vorstand als Schriftführer tätig und kümmere mich bei uns in der Gemeinde um unser Ausstellungsfenster zur Geschichte „Seifenkisten in Mettingen“ in einem ehemaligen Textilgeschäft.
Was hast du gefühlt nachdem das Rennen in Mettingen (oder die Deutsche Meisterschaft in diesem Jahr) vorbei war?
Es ist für mich immer etwas ganz Besonderes, wenn ich nach dem Rennwochenende noch mal alles Revue passieren lasse. Ich sehe dann die Kinder und Jugendliche in ihren Kisten auf der Startrampe stehen, mit welchem Ehrgeiz und mit welcher Begeisterung sie dabei sind. Oder bei der Siegerehrung sehe ich die freudigen Gesichter und die strahlend leuchtenden Augen der Sieger wie sie glücklich darüber sind, über das was sie erreicht haben. Das ist schon sehr emotional und gibt mir eine innere Zufriedenheit.
Ich freue mich natürlich auch darüber, wenn das ganze Rennwochenende reibungslos geklappt hat und wir als Team alles dafür getan haben, dass alle zufrieden nach Hause fahren. Ich denke dann wirklich so manches Mal – dieses Gefühl zu erleben kann nur der erfahren der sich engagiert und mitmacht. Und es ist ein tolles Gefühl!!
Bernward vielen Dank für das interessante Interview und an dieser Stelle herzlichen Dank an dich und an alle Personen, die sich für den Seifenkistensport engagieren.
Dieser Beitrag wurde verfasst von der Region Nordrhein-Westfalen.