Die Klassen
JUNIOR-Klasse
Die JUNIOR-Klasse ist die älteste aller offiziellen Klassen des Seifenkistensports. Das Alter der Fahrer/innen liegt zwischen 7 und 12 Jahren. Gebaut werden diese Kisten aus Holz, die Mechanik ist aus Metall.
SENIOR-Klasse
Die SENIOR-Klasse ist für Fahrer von 11 bis 21 Jahren gedacht. Das Material, aus dem die Karosserie der SENIOR-Kisten gebaut wird, ist glasfaserverstärkter Kunststoff (manchmal auch Kohlefaser oder Holz).
Elite-XL Klasse
Da immer mehr Fahrer:innen aus der SENIOR-Klasse herauswuchsen, wurde im Jahr 2006 die Elite XL-Klasse geschaffen. Von der Form und vom Material unterscheidet sich diese Klasse wenig von der SENIOR-Klasse. Die Elite-XL Klasse ist für Fahrer:innen ab 13 Jahren gedacht.
DSKD-Open
Diese Klasse hat nur minimale Vorschriften bezüglich der Form und der Mechanik. Ab 8 Jahren darf in dieser Klasse mitgefahren werden. Gewertet wird in dieser Klasse nicht nach der schnellsten Gesamtzeit, sondern auf Gleichmäßigkeit der Einzelzeiten.
Rennen und Reglement
Rennstrecke
Im motorlosen Rennsport müssen die Rennstrecken ein Gefälle haben, das den Seifenkisten die nötige Beschleunigung verleiht. An keiner Stelle der Rennstrecke darf die Höchstgeschwindigkeit der Seifenkisten 60 km/h überschreiten. Die Rennstrecke muss so beschaffen sein, dass der Fahrer die Rennstrecke zwischen Start und Ziel, auch durch erlaubte Kurven, ohne Betätigung der Bremse gefahrlos durchfahren kann. Ein Bremsen darf nur erforderlich werden, wenn plötzlich eine Gefahr auftritt. Ansonsten wir die Bremse nur nach der Zieldurchfahrt benutzt, um die Seifenkiste anzuhalten.
Die Rennstrecke muss an den Stellen, an denen ein erhöhtes Risiko zu vermuten ist, z.B. Kurven, Ziel, Zielauslauf, ausreichend mit Strohballen oder anderen effektiven Schutzeinrichtungen gesichert sein. Die Rennstrecke muss von der örtlichen Aufsichtsbehörde genehmigt sein.
Technische Abnahme (Inspektion)
Vor jedem Rennen wird jede Seifenkiste mit einer technischen Abnahme auf die genaue Einhaltung der Bauvorschriften inspiziert. Zu dieser Überprüfung gehören in erster Linie die Sicherheit des Fahrwerks und der Karosserie, die Zuverlässigkeit von Lenkung und Bremse und das für die jeweilige Klasse geltende Gewichtslimit. Daneben werden mit gleicher Priorität Mindest- und Höchstabmessungen überprüft, die für die Chancengleichheit wichtig sind.
Rennen
Bei offiziellen Seifenkistenrennen hat die Rennstrecke in der Regel zwei Bahnen und jede:r Fahrer:in fährt auf jeder Bahn zweimal. Da die beiden Bahnen nie ganz gleich sind, hat damit jede:r Fahrer:in die gleichen Chancen.
Um einen definierten Start zu haben, wird eine Startrampe benutzt, deren Höhe und Neigung der Rennstrecke angepasst sein muss. Eine Startklappe hält beide Seifenkisten und mit dem Fallen der Klappe wird die Zeitmessung ausgelöst. Im Ziel wird die Zeit mit einer Lichtschranke gestoppt. Am Ende werden alle Zeiten der Fahrer:innen addiert und mit dem Gesamtergebnis wird die Platzierung ermittelt.
Je nach Zeitplan können pro Fahrer:in auch mehr als vier Fahrten gemacht werden oder es können unter den Besten noch Endläufe ausgetragen werden.
Sieger:innen
Wie bei jedem Wettbewerb ist die Siegerehrung der Höhepunkt der Veranstaltung. Im Seifenkistensport erhalten alle Fahrer:innen eine Urkunde, meist auch Pokale, die bei den Podestplätzen größer ausfallen, oder auch Medaillen bzw. Sachpreise.
Bei Deutschen- oder Europameisterschaften erhalten die drei Erstplatzierten zusätzlich noch Siegerkränze und für die Sieger:innen werden die entsprechenden Nationalhymnen gespielt.
Die jeweiligen Deutschen Meister:innen oder Vizemeister:innen erhalten die Berechtigung, anschließend bei der Europameisterschaft zu starten. Eine Teilnahme an einer Weltmeisterschaft ist ebenfalls möglich.
Mitfahren oder Mitbauen
Möchtest Du einmal selbst mitfahren oder eine Seifenkiste bauen. Wende Dich am besten an einen Verein in deiner Nähe oder kontaktiere uns. Seifenkisten kannst Du für ein Rennen bei Vereinen für wenig Geld leihen. Mit unseren Bausätzen kannst Du auch Seifenkisten mit wenig handwerklichem Geschick zusammenbauen.
Geschichte des Seifenkistensports
Der Anfang beginnt in Oberursel
Mehr als 100 Jahre liegen die Anfänge des Seifenkistensports zurück. Das wohl erste Rennen fand 1902 in der Nähe von Paris statt und schon zwei Jahre später wurde der Sport in Deutschland entdeckt. Unter der Bezeichnung Kinderautomobilrennen bauten Kinder aus Holz und Kinderwagenrädern fahrende Kisten zusammen, um die Berge im Taunus herunterzufahren. Berichten zufolge eiferten die Kinder und Jugendliche der Automobilrallye nach und bauten selbst eigene Fahrzeuge, allerdings ohne Motor. Als die Fahrer der Rallye diese selbstgebauten Gefährte sahen, veranstalteten sie spontan ein Rennen. Dies kam so gut bei allen Beteiligten an, dass am 31. Juni 1904 im Rahmen eines Sommerfestes auch ein Kinderautomobilrennen veranstaltet wurde. Im Jahr 1907 fanden weitere solcher Rennen im Hessischen Bergland statt und erlangten schnell eine große Beliebtheit. Doch dann geriet der Sport zunächst in Vergessenheit.
Soap Box wird in Amerika populär
Durch eine Marketingidee einer Seifenfirma, der mit seinen hölzernen Verpackungskisten, sowie Lenkung, Bremse und Rädern alle nötigen Bauteile und eine Anleitung lieferte, um Fahrzeuge zu bauen. Die Bezeichnung „soapbox“ war geboren. Das weltweit erste große Seifenkistenderby fand im Jahr 1933 statt, an dem über 350 Fahrer teilnahmen. Die Firma General Motors stieg als Hauptsponsor für viele Jahre ein. Noch immer finden in Ohio Seifenkistenrennen statt. In Akron dem bekanntesten Seifenkistenrennen der Welt werden die jährlichen Weltmeisterschaften ausgetragen.
Die Wiederkehr des Seifenkistensports mit Opel
Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten amerikanische Soldaten den Seifenkistensport zurück nach Deutschland. Im Zuge des politischen Demokratisierungsprogramms und auch als Beschäftigungsmaßnahme für Jugendliche fanden im Jahr 1948 erste Rennen statt. Die Adam Opel AG sponserte nicht nur die Sportart, sondern wirkte aktiv an der Herausgabe von Rennvorschriften mit und stellte sogar spezielle Räder und Achsen für die Seifenkisten her. Etwas später engagierte sich Opel bundesweit im Seifenkistensport, der in Großstädten mehrere Zehntausend Zuschauer anzog. Im Jahr 1971 zog sich Opel überraschend aus dem Sport zurück. Es begann die wohl schwierigste Zeit des Seifenkistensports.
Ein schwieriger Neuanfang
Ohne Opel sank die Bedeutung des Seifenkistensports rapide. Eine kleine Gruppe von Pfadfindern in Mettingen führte 1972 und 1973 die Bundesmeisterschaften durch. Von 44 Vereinen waren 16 übrig geblieben. Während der Bundesmeisterschaft 1973, überredete Herbert Siebert die anwesenden Seifenkistenfreunde einen Dachverband für den Seifenkistensport zu gründen. Für seine Verdienste wurde ihm 1991 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Am 13. Oktober 1973 wurde das DSKD (Deutsches Seifenkisten Derby e.V.) gegründet.
Klassenrevolution
In den ersten Jahren kämpfte der Seifenkistensport am Rande der Bedeutungslosigkeit. Erst in den 80er Jahren erfolgte ein kleiner Aufschwung. Im Jahre 1984 wurde eine neue Klasse ins Leben gerufen: die JUNIOR-Klasse. Die bisher bestehende Seifenkistenbauart wurde in die SENIOR-Klasse umbenannt. Während die Fahrer in der JUNIOR-Klasse sitzen, entwickelt sich die SENIOR-Klasse zu einer Liegekiste, um noch windschnittiger zu sein.
Neue Wege
Während die Regeln nur leichte Veränderungen verpasst bekamen, änderte sich das Bild von Seifenkistenrennen. Glas- oder Kohlefaser hat den Einzug seit der Einführung der SENIOR-Klasse geschafft. Die Kisten sind von ihrer Form nur noch in kleinen Details zu unterscheiden. Seit dem Jahr 2006 wurde eine neue Klasse aufbauend auf der SENIOR-Klasse geschaffen. Die Elite-XL Klasse. Sie gewährt großen oder schweren Fahrern auch die Möglichkeit, an Rennen teilzunehmen. Aus dem Jugendsport ist eine Sportart für alle Altersgruppen geworden. Nicht nur die Kinder auch Männer und Frauen wagen sich mit selbst gebauten Kisten die Strecken hinunter. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2014 zwei neue Klassen eingeführt. Die Elite-XL Klasse über 18, die bis auf wenige Details der Elite XL-Klasse gleicht und die Open-DSKD Klasse, die aufgrund der wenigen Beschränkungen und einer Wertung auf Gleichmäßigkeit für die kreativen Bastler geeignet ist.